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Neue Poetry-Reihe «Südpol Slam»

Fr, 04.10.2024

«Wichtig ist, dass sich alle ausprobieren können»

 

Interview mit Dominik Fasnacht

 

 

 

Wie kam es zur Idee des Südpol Slams und welche Rolle spielst du dabei?

 

 

Meine Funktion bei dem Ganzen ist eigentlich Planer, Moderator und Opferlamm.

 

 

Wieso Opferlamm?

 

 

Opferlamm bezeichnet den ersten Slam des Abends, der aber nicht zum Wettbewerb gehört. Der läuft ausser Konkurrenz und quasi das Warm-up.

 

 

Wie kommt es dazu, dass du ausgerechnet jetzt und am Südpol einen Poetry Slam ins Leben rufst?

 

 

Im Februar dieses Jahr habe ich angefangen selbst auf der Bühne zu stehen, ich mache es also noch nicht allzu lange. Ich musste dafür immer nach Zürich, Basel oder Bern. In Luzern bin ich bisher nirgendwo reingekommen, die Slam-Szene fühlt sich eher an wie eine geschlossene Gesellschaft. Sie besteht vor allem aus Menschen, die viel Erfahrung haben und schon bekannt sind. Wenn man noch nicht etabliert ist, bekommt man keine Auftritte in Luzern. Das empfinde ich zumindest so. Und deshalb dachte ich, ich starte selbst was und suche nach Leuten, die mitmachen wollen. Ich habe das in der Form so noch nie gemacht, war bisher selbst noch nie Veranstalter. Aber jetzt habe ich den Südpol als Ort und Poet*innen gefunden, jetzt fehlt eigentlich nur noch das Publikum.

 

 

Wie hast du deine Poet*innen gefunden?

 

 

Ich habe die Veranstaltung auf poetryslam.ch ausgeschrieben. Da gibt es die Rubrik «Künstler*innen gesucht», da können sich die Leute einfach melden. Ein Open-Mic-Format wäre mir zu riskant gewesen. Wenn am Ende niemand kommt und auftreten will – dafür war ich nicht mutig genug.

 

 

Und warum am Südpol und nicht woanders in der Stadt?

 

 

Weil ihr sehr offen auf das Thema eingegangen seid. Als ich auf euch zugegangen bin, hiess es direkt: «Megacooles Projekt, das wollen wir unbedingt machen». Und da es ein Südpol-Projekt ist, trage ich auch persönlich kein finanzielles Risiko, was für mich optimal ist. Der Südpol stellt seine Ressourcen zur Verfügung und ich kann die Eintritte zu hundert Prozent an die Künstler*innen auszahlen. Ich mag den Ort und wir hatten sehr gute Gespräche, ich bin ein grosser Fan von der Bubble hier draussen.

 

 

Dann ist das ein Pilotprojekt mit offenem Ausgang…

 

 

Voll! Nach den ersten Gesprächen waren wir uns schnell einig, dass wir mal drei Veranstaltungen planen und wenn’s gut kommt, schauen wir weiter. Eigentlich wollte ich ursprünglich einen Raum mieten und habe gefragt, ob ihr mir mit der Miete entgegenkommen könnt. Dann kam Rea auf mich zu und hat gesagt, dass der Südpol auch Gastro, Ticketing und Werbung übernehmen kann. Und das fühlt sich gut an, dass ich in dem Sinne nicht mehr «alleine» bin.

 

 

Wie bist du überhaupt zum Slam gekommen?

 

 

Ich war früher oft als Fan im Publikum. Im Rahmen von meinem Studium gab es einen Slam-Workshop und da habe ich gemerkt, dass ich Texte schreiben kann. Und dann habe ich das Slamen in Zug zum ersten Mal auf der Bühne ausprobiert und fand es super. Danach bin ich dann ein bisschen in der Schweiz rumgetingelt.

 

 

Damit verdienst du vermutlich noch nicht deinen Lebensunterhalt, was machst du sonst so?

 

 

Momentan studiere ich Wirtschaftspsychologie und doziere nebenbei Medizintechnik.

 

 

Also ist der Poetry Slam ein guter Ausgleich, ein Hobby nebenbei, von dem du vielleicht auch irgendwann leben willst?

 

 

Das ist überhaupt nicht mein Ziel. Ich zahle mir selbst lieber weniger aus und allen anderen mehr. Ich sehe es als Hobby und Plattform. Was mir vor allem zugute kommt, ist die ganze Auftrittskompetenz, die Planung, das Netzwerken, der Umgang mit den Leuten. Ich tue mich bisher extrem schwer, meinen eigenen Event zu promoten, ich bin da sehr zurückhaltend. In die Rolle muss ich noch reinfinden, dass ich das Veranstaltersein auch nach aussen trage.

 

 

Was ist beim Südpol Slam anders als bei anderen? Was ist dir wichtig?

 

 

Es soll ein Raum sein, der offen ist für alle Arten von Künstler*innen in dem Bereich. Niemand soll sich eingeschüchtert fühlen, es kommen unterschiedlichste Menschen mit unterschiedlicher Erfahrung, von Newcomern bis zu den alten Hasen ist alles dabei. Der Mix ist wichtig, von Leuten, die zitternd vom Blatt ablesen bis zu den Routinierten, die alles souverän auswendig können. Wichtig ist, dass sich alle ausprobieren können. Das ist ein Lernprozess für alle, irgendwo und irgendwann muss man ja mal anfangen. Im besten Fall gibt es Menschen im Publikum, die wir ermutigen können, es auch mal auf der Bühne zu versuchen. So wie es bei mir angefangen hat.