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15 JAHRE SÜDPOL: Moritz Stiefel im Gespräch
Anlässlich unseres 15. Geburtstags haben wir ehemalige Mitarbeitende und Weggefährt*innen zum Gespräch eingeladen und mit ihnen über ihre Zeit am Südpol gesprochen.
Während der Jubiläumssaison werden an dieser Stelle jeden Monat unterschiedliche Menschen von ihren ganz persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen erzählen.
Die Gespräche führte Carmen Bach, Co-Verantwortliche Kommunikation.
«Es gibt viele krasse Stories aus dieser wilden Zeit»
Von wann bis wann und in welcher Funktion hast du im Südpol gearbeitet?
Von wann bis wann – das ist eine gute Frage, das weiss ich gar nicht mehr so genau. Ich war von Anfang an dabei und war dann zwei Jahre da. Ich war der erste Küchenchef, habe die Küche eingerichtet und war verantwortlich für die Verpflegung der Leute.
Und was hat dich damals an den Südpol verschlagen?
Vera war damals im Team und hat erzählt, dass sie jemanden suchen. Zu der Zeit habe ich mit ihrem Mann zusammengearbeitet, wir haben gemeinsam Caterings gemacht. Zum Beispiel auch die Eröffnungsfeier vom Südpol, als die Küche noch gar nicht stand, da haben wir in der Baustelle im Musikschulsaal gekocht. Ich hatte gerade gekündigt, vorher war ich in der Braui in Hofdorf, einem Gourmetrestaurant. Und dann konnte ich im Südpol am Wochenende die Küche auch nutzen, um weiterhin Caterings zu machen.
Was war besonders in dieser Küche?
Natürlich die Grösse und auch das Budget. Zu Beginn hatte der Küchenplaner die Küche so ausgerichtet, dass man da nicht kochen, sondern nur extern geliefertes Catering aufwärmen konnte. Da musste ich dann erstmal intervenieren und alles umkonzipieren. Und die Leute waren natürlich besonders: Da hast du Tänzer*innen, die ihr eigenes Food mitbringen, die Leute vom Haus und auch Externe, die extra zum Essen kommen. Das war eine lustige Mischung, ich habe dort einfach eine Menge Leute kennengelernt. Mit den Tänzer*innen hatte ich am Anfang Mühe, weil sie immer ihr eigenes Zeug mitgebracht haben. Bis ich mitbekommen habe, dass die gar keine Kohle fürs Essen haben. Dann haben wir mit denen Deals für Restemenus ausgehandelt, die sie sich leisten konnten. Und dann hatten wir es mega gut miteinander.
Was gab es am Südpol, was du so nie wieder an einem anderen Ort hattest?
Die Mischung der Leute. Christoph Linder hat damals gute Bands gebucht, da hab ich oft gesagt: «Hey komm, ich bin eh Fan von denen, ich mache gerne noch ein paar Überstunden für die». Ich hab sogar im Südpol meine Hochzeitsfeier gefeiert, mit 250 Leuten. Am nächsten Morgen musste ich dann nach zwei Stunden Schlaf mit zwei Freunden den ganzen Südpol aufräumen und putzen, weil am Nachmittag wieder eine Veranstaltung war. Es gibt viele krasse Stories aus dieser wilden Zeit. Am Anfang war unklar, wer ist für was zuständig und dann mussten wir halt viel troubleshooten.
Wo war dein Lieblingsort im Haus?
Wir haben ja alle quasi da gewohnt. Die Wohnung war ein guter Ort, wenn man mal kurz Ruhe brauchte oder nach den Veranstaltungen ein Bier trinken wollte, während es schon wieder hell wurde. Dort habe ich dann auch viele Künstler*innen kennengelernt, da sind tolle Freundschaften entstanden.
Erinnerst du dich an spezielle Momente?
Es gibt so viele. Mit Anouschka zu arbeiten war immer ein Erlebnis, wir hatten oft Meinungsverschiedenheiten während dem Mittagsservice. Aber beim Feierabendbier hatten wir es immer super miteinander. Da war ich noch ein richtig giftiger Koch und über den Mittag war der Laden immer voll. Ich war allein in der Küche und kam gerade jung und ambitioniert aus dem Gourmetrestaurant und hab total kompliziert gekocht am Anfang, was die Leute sehr geschätzt haben. Aber es war extrem aufwändig und ich habe das Budget schon auch sehr strapaziert.
Wärst du heute woanders, wenn es deine Station am Südpol nicht gegeben hätte?
Die Zeit hat mich wirklich sehr geprägt, vor allem das Troubleshooten, das Spontane. Auf Situationen reagieren, direkt mit den Leuten umgehen. Ich war da mittendrin, sonst arbeitet man ja als Koch mehr im Hintergrund. Die Begegnungen und die Kommunikation mit den Menschen hat mich weiter gebracht. Ich war nie ein schüchterner Typ, aber da bin ich einfach mit so vielen Menschen ins Gespräch gekommen. Da sind gute Freundschaften entstanden.
Was hast du am Südpol gelernt, was dir heute noch weiterhilft?
Mit diversen Menschen umgehen. Vom Büromensch, der den ganzen Tag am Laptop hängt, bis zum Weltstar mit Spezialwünschen war wirklich alles dabei. Das ist jetzt auch bei mir im Restaurant so, von Studierenden bis zum Bankdirektor kommt jeder zu uns essen.
Was verbindet dich heute noch mit dem Südpol?
Eigentlich nicht mehr so viel, wenn ich ehrlich bin. Ich war schon lange nicht mehr da hinten. Ich kann aber gar nicht sagen, warum nicht. Ich hab da so viel Zeit meines Lebens verbracht, das reicht auch. Ich bin da jetzt auch in gewisser Weise rausgewachsen.
Wenn der Südpol ein Teenager wäre, der seinen 15. Geburtstag feiert, was würdest du ihm mit auf seinen Weg geben?
Am Anfang gab es ja viel Boa-Kritik, aber mittlerweile hat er sich ja etabliert und ist auf einem guten Weg.