On Südpol

TransHelvetiQ oder Crossing the musikalische Röstigraben

Di, 05.11.2024
Von Südpol Kommunikation

Fünf Fragen an Stoph Ruckli & Andreas Wigger, Geschäftsstelle Musikbüro Luzern und Organisatoren von TransHelvetiQ in Luzern

 

 

Mit TransHelvetiQ ermöglicht ihr Musikprojekten Residenzen in der Westschweiz, euer Motto ist «Crossing the Röstigraben». Was gibt es auf der anderen Seite des Grabens, das es hier nicht gibt? Was können «die drüben» besser?

 

 

Sie können eindeutig besser Französisch. Spass beiseite – wir möchten das weniger als ein «entweder-oder» betrachten und mehr die Gemeinsamkeiten hervorheben: das Ziel, Schweizer Musik in all ihrer Vielfalt und Pracht zu repräsentieren und zu fördern.

 

 

Die Residenzen sind ein Mix aus Sounden und Karrierecoaching. Inwiefern lässt sich eine Musikkarriere planen? Welche Skills kann man nicht coachen, die in der Regel zum Erfolg beitragen? Und wann ist eine Musikkarriere eigentlich «erfolgreich»?

 

 

Wir als Musikbüro Luzern sehen eine Musikformation analog zu einem Start-up-Unternehmen. Faktoren wie Budgetierung, Marketing oder Zielsetzungen lassen sich gut planen und ein Coaching kann hier boosten. Selbiges gilt für Bühnenpräsenz, musikalische Skills oder Netzwerk. So ergeben sich Werkzeuge, um eine Karriere zu formen. Der Hauptanteil liegt jedoch immer noch bei der Musikformation selbst.

Haltung, Energie oder Musikgeschmack sind weniger einfach zu coachen. Ebenso, wie Musikformationen ihre Tools effektiv nutzen. Wir vertrauen hier auf Formeln wie «10% Talent, 10% Glück, 80% harte Arbeit» oder «Try, fail, try again, fail better».

Wann eine Musikkarriere erfolgreich ist, ist sehr individuell. Für die einen bedeutet Erfolg, viel Geld zu verdienen. Andere schätzen sich glücklich, Musik, Familie und Gesundheit in Einklang zu bringen. Ein häufiges Ziel bleibt, langfristig von der Musik leben zu können.

 

 

TransHelvetiQ ist eine Zusammenarbeit von Musikbüro Luzern, Musikbüro Basel, Fondation CMA und verschiedenen Schweizer Veranstaltungsorten. Wie kam es zur Idee des Programms, sich mit diesen Playern zusammenzutun und welche Rolle spielt dabei der Südpol?

 

 

Die Grundidee entstand während der Pandemie, als internationale Aktivitäten aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht möglich waren. Musikbüro Basel, Kaserne Basel und die Fondation CMA starteten das Programm mit einem Pilotjahr – mit Erfolg. Das weckte den Wunsch, das Netzwerk zu erweitern und zu stärken.

Das Musikbüro Luzern wurde als zweite Institution angefragt. Da ein Kernteil unseres Auftrages darin besteht, Luzerner Musiker*innen aus Luzern rauszubringen, stiess die Idee auf offene Ohren. Auch beim Südpol, der zugleich sein eigenes Residenzprogramm neu aufstellen wollte und Potenzial in THQ sah. Wir sind sehr glücklich über diese Kollaboration – das Südpol-Team und das Haus sind grossartig. Das merken auch unsere TransHelvetiQ-Gäst*innen, die hier jeweils superhappy sind.

 

 

Für die Bewerbung müssen Musikschaffende einen Bezug zur Region Luzern haben und die lokale Musikszene massgeblich mitprägen. Was ist mit Newcomer*innen?

 

 

TransHelvetiQ setzt auf aufstrebende Formationen, die in ihrer Karriere schon etwas vorangekommen sind – sprich, sie haben bereits Auftritte sowie Musik veröffentlicht und zumindest grundlegende Erfahrungen im Musikbusiness gesammelt. Wichtig ist uns, dass die Teilnehmenden verstehen (oder lernen wollen), was es heisst, professionell Musik zu machen.

Newcomer*innen können sich bei der Sprungfeder bewerben oder über die Talentförderung Kultur der Albert Koechlin Stiftung Unterstützung erhalten, unter anderem in Form von Mentoring. Mit beiden Institutionen arbeiten wir eng zusammen.

Die Definition von Newcomer*innen ist zudem nicht immer eindeutig. Hier verlassen wir uns auf unsere Erfahrung und die TransHelvetiQ-Jury, die eine ausgewogene Auswahl sicherstellt.

 

 

Wie sind eure Erfahrungen, was nehmt ihr aus den Zusammenarbeiten mit den Gewinner*innen mit? Welche Erkenntnisse bleiben?

 

 

Die Feedbacks der Absolvent*innen sind jeweils positiv, gerade die Coachings werden sehr geschätzt. Das bestätigt uns darin, nicht einfach eine viertägige Dauerprobe anzubieten, sondern Aspekte ausserhalb des reinen Musizierens anzupacken. Die Möglichkeit, das Netzwerk zu erweitern und konkrete Anknüpfungspunkte in die verschiedenen Regionen zu erhalten, ist Gold wert.

Eine interessante Frage ist, was die Musikformationen mit diesen Tools machen. Dafür braucht es jedoch mehr Erfahrungswerte und vor allem Zeit. Dementsprechend sind wir gespannt, wie wir das Angebot über die Jahre weiterentwickeln und wo die Musiker*innen dann stehen, mit denen wir jetzt zusammenarbeiten. Nathalie Froehlich, die bald bei euch zu Gast ist, feiert bereits beachtliche Erfolge. Wer weiss, wie lange mensch sie noch im intimen Club-Rahmen erleben kann?