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15 JAHRE SÜDPOL: Daniela Krienbühl im Gespräch
Anlässlich unseres 15. Geburtstags haben wir ehemalige Mitarbeitende und Weggefährt*innen zum Gespräch eingeladen und mit ihnen über ihre Zeit am Südpol gesprochen.
Während der Jubiläumssaison werden an dieser Stelle jeden Monat unterschiedliche Menschen von ihren ganz persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen erzählen.
Die Gespräche führte Carmen Bach, Co-Verantwortliche Kommunikation.
«Das Leben darf Raum haben am Arbeitsplatz»
Von wann bis wann und in welcher Funktion hast du am Südpol gearbeitet?
Ich habe im Juni 2008, noch bevor der Südpol eröffnet wurde, gestartet. Ich war damals vierzig Prozent bei Fumetto tätig, war dort zuständig für das Hosting der Künstler*innen und arbeitete in der Kommunikation mit, wobei Fumetto mir aber gerne ein Vollzeitpensum garantieren wollte. Der damalige Direktor von Fumetto, Lynn Kost, schlug deshalb Philippe Bischof vor, mich beim Südpol anzustellen. Daraufhin übernahm ich die Bereiche Administration und Finanzen, also eine Kombination aus zwei völlig unterschiedlichen Zuständigkeitsbereichen. In den vier Jahren am Südpol habe ich verschiedene Aufgaben übernommen: Disposition, Administration, Finanzen, Vermietungen, Gastronomie und Stellvertretende Leiterin.
Dann hast du die unterschiedlichsten Ecken des Hauses kennengelernt.
Ja, ich habe wirklich überall mitgearbeitet. Das ganze Team war sehr flexibel und man konnte alle überall einsetzen. Weil es insgesamt zu wenige Stellenprozente gab, musste man halt auch mal die Abendkasse schmeissen oder helfen den Backstage vorzubereiten. Das hat uns allen einen guten Drive gegeben, dieses Haus gemeinsam zu gestalten.
Eine Frage, die uns stets umtrieb war: Wie viele Fremdvermietungen brauchen wir, um dieses Haus zu finanzieren? Und noch wichtiger: An wen vermieten wir, um uns treu zu bleiben? Da mussten wir schon von Anfang an Kompromisse eingehen und haben aber aus meiner Sicht eine ziemlich gute Balance gefunden.
Wie lange bist du dann am Südpol geblieben?
Bis 2012. Das war eine schöne Zeit mit grossartigen Momenten und langen Tagen. Wir haben damals alle viel zu viel gearbeitet. Aber das war egal, wir haben hier gelebt und es wurde zu unserem Zuhause und zu unserer Familie. Ich glaube, es hätte nicht so viel Spass gemacht, wenn wir miteinander nicht so harmoniert hätten. Wir waren ein verschworenes Team.
Was hast du vor deiner Zeit am Südpol gemacht?
Als gelernte Kauffrau habe ich nach der Ausbildung bei einer Treuhandunternehmung gearbeitet. Dort habe ich das Rüstzeug für den Bereich der Finanzen und die Unternehmenskommunikation erhalten. Zudem konnte ich mich als PR-Fachfrau und im Nachdiplomstudiengang Eventmanagement weiterbilden. Das war ein grossartiger Arbeitgeber, bei dem ich mir viel Wissen angeeignet habe. Danach wusste ich nicht genau wohin, habe bei der Genossenschaft Migros Luzern in der PR-Abteilung angefangen und dann schnell gemerkt, dass reine Kommunikation nichts für mich ist. Meine Cousine war damals bei Fumetto tätig und hat mich dann eingespannt, um bei ihnen zu arbeiten und dann ergab sich die Ergänzung mit dem Südpol.
Was gibt es am Südpol, das es sonst nirgends gibt?
Es ist ein interessantes Haus, weil es verschiedene Bewohner*innen unter einem Dach zusammenführt. Das ist eine Chance, ein Zusammenleben im Austausch zu führen, aber sorgt natürlich auch immer wieder für Reibungen. Das ist spannend und herausfordernd. Ausserdem ist aus meiner Sicht das Residenzangebot und -programm, einer der Bereiche, bei dem sich der Südpol profilieren kann. Der Südpol hatte da in der Zentralschweiz eine Vorreiterrolle.
Wo war dein Lieblingsort im Haus?
Ich stand immer gerne im Türzwischenraum «Bar_Küche», bei Moritz und Anouschka fühlte ich mich wohl. Oder allgemein einfach hinter den Bühnen. Immer gerne im Hintergrund.
An welche besonderen Menschen oder Momente denkst du gerne zurück? Wovon wirst du noch deinen Enkelkindern erzählen?
Momente wie das Konzert von Sohpie Hunger, das intime Clubkonzert von Nils Frahm, Tanzstücke von Eugénie Rebetez, Jessica Huber oder Philippe Saire, Theater Abende mit Milo Rau oder Far a Day Cage. Es gab mehrere Momente, bei denen das ganze Betriebsteam für grosse Produktionen im Einsatz war. Sei es für eine Vermietung oder eine riesige Party. Als diese vorbei waren und alle gemeinsam anpackten, um aufzuräumen und zu putzen, und irgendwo in einer Ecke jemandem noch die Haare gehalten werden mussten, das waren intensive, aber auch gute Augenblicke. Nach getaner Arbeit noch gemeinsam beisammensitzen und ein Feierabendgetränk trinken. In meinen Fall meistens Rivella rot.
Alle Ehemaligen, mit denen ich bisher gesprochen habe, haben erzählt, dass ihr damals vor allem viel ausprobieren konntet.
Das stimmt! Wir hatten viel Freiraum, um erstmal unser Profil zu finden. Es war noch nichts da und wir konnten unsere Bereiche entwickeln und selbst gestalten. Philippe hatte ein gutes Gespür, die richtigen Menschen zusammen zu bringen, die auch Lust hatten auf diese Weise zu arbeiten. Es gab aber auch prekäre Momente, insbesondere die finanziellen Herausforderungen. Die haben bei mir für einige schaflose Nächte gesorgt. Wir haben immer versucht, dass das Team nicht allzu viel davon mitkriegt, damit die Mitarbeitenden möglichst unbeschwert arbeiten konnten.
Was machst du jetzt im Literaturhaus Zentralschweiz?
Ich arbeite seit mehreren Jahren bei zwei Arbeitgebern. In einem 40% Pensum im Literaturhaus Zentralschweiz als Leiterin Administration & Organisation. Daneben habe ich noch ein 25% Pensum beim Kanton Obwalden in der Kulturabteilung. Dort verantworte ich u.a. die Vermittlungsprogramme und die Kunstsammlung. Ich mag es, wenn meine Tätigkeiten breit aufgestellt sind.
Wärst du heute wo anders, wenn du nicht am Südpol gearbeitet hättest?
Ja, ich denke schon. Nach meiner kaufmännischen Vorgeschichte waren Fumetto und Südpol meine Abzweiger in die Kultur.
Was hast du am Südpol gelernt, was dir heute noch weiterhilft?
Ich habe gelernt, dass man Dinge ansprechen muss, die nicht gut laufen. Man darf die nicht vor sich herschieben, sonst werden sie immer grösser. Es ist wichtig, Probleme anzusprechen, ehrlich zu sein, dann findet man immer eine Lösung. Das habe ich vor allem von Philippe gelernt, er konnte sehr gut schwierige oder komplexe Situationen lösen. Was ich auch mitnehme, ist, dass die Arbeit immer eine persönliche Note beinhalten darf. Jede Person hat seine oder ihre persönliche Geschichte. Das Leben darf Raum haben am Arbeitsplatz.
Was verbindet dich heute noch mit dem Haus?
Die Erinnerungen verbinden mich sehr mit dem Haus, aber ich bin nur noch selten hier.
Wenn der Südpol ein Teenager wäre, der jetzt 15 Jahre alt wird, was würdest du ihm mit auf den Weg geben?
Probiere neue Dinge aus, sei neugierig, aber bleibe dir treu. Hol dir die Welt ins Haus.