April 2025
Mai 2025
Juni 2025
Juli 2025
August 2025
September 2025
Oktober 2025
November 2025
Dezember 2025

Residenzsharing: Olivia Ronzani: io attraverso lei
Bei einer Aufräum-Aktion in ihrem Elternhaus fällt Olivia Ronzani das Nähkästchen ihrer Nonna wieder in die Hände. Sie erbte es vor 17 Jahren nach dem Tod der Grossmutter. Es wird traditionell den weiblichen Nachfahrinnen der Familie weitergereicht und Ronzani war in ihrem Stamm die einzige Enkelin. Das Erbe dieses Objekts erinnert sie daran, dass sie dem weiblichen Geschlecht zugeschrieben wird. Welche performative Bedeutung hatte das Nähkästchen für ihre Nonna, welche für sie? Anhand der Biografie ihrer Grossmutter – einer Hutmacherin, Mutter und Italienerin in zweiter Generation in der Schweiz – begibt sie sich auf eine Spurensuche und verhandelt dabei anhand von Rückschlüssen eigene Identitätsfragen. Auf der Bühne wird mit dem Nähkästchen, der Projektion von privaten Filmaufzeichnungen aus den 40er und 50er Jahren, sowie mit Live-Videoaufnahmen und Körper gearbeitet. Dabei stellen sich ihr die Fragen, welche kulturelle Praxis dahinter liegt, Objekte einer verstorbenen Person zu behalten, woher das Verlangen nach dem nostalgischen Erinnerungs-Moment kommt, inwieweit Erinnern auch eine physische Erfahrung ist, wovon das Bild ihrer Nonna geprägt ist. Ronzani befragt, was der Blick auf ihre Nonna, als Frau mit italienischen Wurzeln Mitte des 20. Jahrhunderts in der Schweiz, über sie selbst und die Zeit, in der sie lebt, erzählt.
Es entsteht ein Stück zwischen archäologischem Operationstisch und poetischer Schichtung für alle, die sich hin und wieder in eigenen und fremden Erinnerungen verlieren und sich fragen, warum sie das Hochzeitskleid ihrer Grossmutter immer noch haben, obwohl sie schon lange entschieden haben, nie zu heiraten.
Information
ÜBER DIE KÜNSTLER*IN
Olivia Ronzani verortet ihre künstlerische Arbeit zwischen Theater und Tanz. Sie sucht nach Zusammenhängen zwischen Körper, Stimme, Text, Erinnerung, Fiktion und Identität und wirft einen poetisch kratzigen Blick auf soziale Konstruktionen und philosophische Fragen. Für diese Arbeit interessiert sie sich u.a. für das voneinander abhängige Spiel von Körper und Video, um über Projektion und Erinnerung zu sprechen. Sie kollaboriert mit verschiedenen Künstler*innen. 2022 war sie PREMIO Halbfinalistin.
CREDITS
Konzept, Performance: Olivia Ronzani
Video, Projection Mapping: Robin Nidecker
Sound: Lukas Stäuble
Künstlerische Mitarbeit: Camilla Parini
Künstlerische Mitarbeit: Anna Renner
Bühne, Kostüm: Junda Dietze
Licht, Technik: N.N.
Produktionsleitung: Luisa Cadonau
Bild: ©Yoshiko Kusano, PREMIO 2022
Produziert von Landholz Productions
In Koproduktion mit Roxy Birsfelden